Martin von Tours

Was fällt Ihnen zum heiligen Martin ein: Pferd, Bettler, Mantel teilen, Laterne…?

 

Was bedeutet es für eine Schule, einen solchen Namenspatron zu haben? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich einige Daten und Ereignisse seines Lebens in Erinnerung rufen:

  • Martin wird 316 oder 317 nach Christus in einer kleinen Stadt im heutigen Ungarn, damals Römisches Reich, als Sohn recht wohlhabender Eltern geboren. Der Vater bekleidete einen hohen Posten in der römischen Armee. Es war eine Zeit des Umbruchs. Die Auflösung des jahrhundertealten Römischen Weltreiches deutet sich an.
  • Aufgewachsen ist er in Pavia, einer Stadt in Italien. Mit 15 Jahren zwang man ihn zum Eintritt in die römische Armee, die angesichts fremder Angriffe aufrüsten musste.
  • Im Militär wird Martin zunächst in Frankreich eingesetzt. Etwa auf das Jahr 332 datiert man seine Begegnung mit dem Bettler vor den Toren von Amiens. Die Geschichte von der Mantelteilung kennt jedes Kind.
  • Martin lässt sich im Alter von etwa 18 Jahren taufen - in einer Zeit, als Christ sein keineswegs selbstverständlich und eher schädlich für die Kariere war.
  • Mit etwa 20 Jahren verweigert er sich zum allgemeinen Entsetzen in Worms dem weiteren Heeresdienst, beendet so eine vielversprechende Karriere und kehrt in seine ungarische Heimat zurück. Dort will er auch seine Eltern vom christlichen Glauben überzeugen, war dabei aber nicht sehr erfolgreich.
  • In den Folgejahren kommt er noch in weiteren Gegenden Europas herum. Nach einigen Jahren als Einsiedler auf einer Insel bei Genua kehrt Martin nach Frankreich zurück und gründet 361 in Ligugé acht Kilometer südlich von Poitiers ein Kloster, in dem sich viele Gleichgesinnte einem einfachen und gläubigen Leben widmen. Die Abtei, die heute den Namen Abbaye Saint-Martin de Ligugé trägt, wird damit zum ersten Kloster in Europa. Das einfache Klosterleben prägt Martin für sein Leben
  • Mit etwa 50 Jahren drängen ihn die Einwohner von Tours im heutigen Frankreich – offensichtlich gegen seinen Willen und gegen den Willen zahlreicher anderer Bischöfe Galliens –, das Amt ihres Bischofs zu übernehmen. Seit diesem Ereignis müssen übrigens die Martinsgänse den 11. November fürchten, verrieten sie doch sein Versteck, in dem er sich dem Drängen der Menschen entziehen wollte.
  • Martin macht sich als Bischof einen Namen durch ein hohes Arbeitspensum, sein Engagement für die Probleme der Leute. Er gründet weitere Klöster und schafft wichtige Strukturen in der Kirche - lebt aber persönlich weiterhin bescheiden und einfach. Bereits zu Lebzeiten wird er zur Legende.
  • Er stirbt am im November 397 – also 80jährig – während einer Bischofsreise in Candes an der Loire, nicht allzu weit von Tours entfernt. In Tours wird er begraben.
  • Die Menschen in Tours und Umgebung sahen in Martin schon bald nach seinem Tod einen Heiligen. Pilger aus ganz Europa kamen und kommen zu seinem Grab in der Basilika von Tours. Übrigens ist Martin der erste Heilige der Kirche, der eines natürlichen Todes gestorben ist, alle seine Vorgänger waren Martyrer.


Martin von Tours hatte also offensichtlich Mut zu einem eher spannenden Lebensweg; er kommt in Europa herum, trifft unbequeme Entscheidungen gegen die Meinung der Mehrheit, teilt seinen Besitz mit den Armen, übernimmt das Amt des Bischofs nicht wegen der Macht, die damit verbunden ist, versucht in aller Hektik auch Ruhe für sich und Zeit für Gott zu finden. So kann man vielleicht kurz zusammenfassen, was das Leben des Martin von Tours ausgemacht hat.

Für uns gibt es nicht nur das jährliche Martinsfest, mit dessen Erlös wir Menschen in Mali und Albanien unterstützen. Eine Realschule mit dem Namen St. Martin zu sein, bedeutet für uns noch viel mehr. Wir wollen unsere Schüler(innen) ermutigen,

  • nicht nur Deutschland zu sehen, sondern europäisch zu denken und zu handeln;
  • Mut für ein spannendes und neugieriges Leben im Vertrauen auf Gott zu entwickeln;
  • Zivilcourage und Mut zu zeigen und durchaus auch einmal gegen Mehrheiten zu handeln;
  • soziale Verantwortung - auf Augenhöhe - zu übernehmen, auch wenn man selbst dafür etwas abgeben muss;
  • sich in der Hetze des Alltags immer auch Zeiten der Ruhe zu nehmen, um daraus Kraft zu schöpfen;
  • sich wahres Christentum abseits von Prunk und Reichtum vorzustellen;
  • Ämter, Macht, Einfluss und Führung nicht zu seinem persönlichen Vorteil, sondern in Verantwortung für die Menschen wahrzunehmen, die einem anvertraut sind.